Herr Fedier, dürfen wir Sie rasch stören beim Frühlingsputz?
Aber gerne doch. Ich bin ohnehin fast fertig mit Nummer 25 (er stellt den Putzkübel mit Seifenwasser zur Seite). Die kann jetzt dann bald raus auf die Probefahrt.
Hand aufs Herz: Wie fühlt es sich an, dieses Gefährt auf seine letzte Reise in dieser Saison zu schicken?
Es ist schon speziell, muss ich sagen. Man entwickelt fast schon eine Art Liebesbeziehung zu diesen Gefährten über die Jahre hinweg – und in diesem Sinne ist der heurige Saisonstart schon anders als die anderen.
Wie lange brauchen Sie pro Triebwagen?
Im Durchschnitt wenden wir rund vier bis sechs Tage auf. Alle sechs Jahre gibt’s eine komplette Revision. Diese betrifft jeweils zwei Triebwagen pro Saison.
Und was gibt’s konkret zu tun, bevor es wieder losgeht?
Sie sehen ja: Wir hätscheln unsere Triebwagen – alle Bijous aus den 1930ern – seit Jahr und Tag. Sonst wären sie nicht so fit wie heute. Konkret heisst dies: alle Polster raus, alle Bänke raus. Dann den Innenraum neu beizen und lackieren, hier und dort nachpinseln. Und natürlich werden das Interieur und die Sitzgelegenheiten komplett gereinigt.
Und wo sind Sie lieber – auf der Strecke im Sommer oder im Depot im Winter?
Beides ist Teil unseres Berufs. Und das macht ihn so spannend. Ich möchte keine Facette davon missen. Mit der Zeit wird das Fahren zur Routine. Ich weiss sogar, wie viele Ameisenhaufen es entlang der Strecke gibt (lacht). Und trotzdem: Keine Fahrt ist gleich – und das macht es spannend. Besonders bereichernd ist auch der Austausch mit unseren Gästen, da begegnet man der ganzen Welt.
Nun kommen neue Triebwagen – mit einer neuen Technologie an Bord. Wird sich Ihr Beruf verändern?
Mit Sicherheit. Erstens braucht es weniger Triebwagenführer, weil wir ja künftig in sogenannter Doppeltraktion fahren. Das heisst: Wir hängen zwei Wagen zusammen. Und zweitens steckt ganz schön viel Elektronik drin, in diesen neuen Triebwagen. Deren Anwendung will gelernt und verstanden sein.
Was Ihnen als Elektriker durchaus zupassekommt? Zurück zu den Wurzeln, sozusagen?
Schon nicht ganz. Schliesslich bin ich fast 24 Jahre weg von meinem Ursprungsberuf. Und die Technologie hat in dieser Zeit enorme Sprünge und Entwicklungen durchgemacht. Das Berufsbild lässt sich daher nicht 1:1 vergleichen. Aber ganz klar: ich freue mich auf die kommenden Aufgaben. Ich werde bestimmt ganz viel Neues lernen, auch aufs hohe Alter noch… (lacht).
Sind Sie eigentlich schon gefahren mit den neuen Triebwagen?
Noch nicht, nein. Das folgt dann im Laufe von Juni und Juli, wenn wir weitere Testfahrten machen und das zweite Prachtstück erhalten haben werden. Denn bis Ende Saison müssen wir bereit sein für das künftige Fahren auf unseren Neuzuzügern.
Braucht’s dafür eigentlich ein neues Diplom?
In diesem Sinne nein. Wir absolvieren sowieso jedes Jahr unsere regulären Prüfungen und sind damit fit für die neue Bahn.